Ein Präsident mit Sprengkraft
Otfried Nassauer
Vor Donald Trump ist letztlich nichts und niemand sicher. Das zeigt
seine jüngste Entscheidung, den Einsatz von Landminen durch das
US-Militär weltweit zu erleichtern. Der US-Präsident
funktioniert selbst wie eine Landmine. Einmal gelegt, ruht sie in der
Erde bis sie ein unbedarftes oder unvorsichtiges Opfer sie
auslöst. Sie explodiert und tötet das Opfer oder verletzt und
schädigt es lebenslang. Genau das ist die beabsichtigte Wirkung.
Trump setzt auf das Recht des Stärkeren, nicht auf die
Stärkung des Rechts, das den Schwächeren schützt.
Humanitäres Denken und Handeln ist ihm fremd, es sei denn, es
verspräche ihm einen größeren Vorteil. Zu Trumps
bevorzugten Opfern gehören die Rüstungskontrolle und das
humanitäre Völkerrecht. Sie schränken das Recht des
Stärkeren ein und machen diejenigen rechtlich und moralisch
angreifbar, die sich nicht an Verträge und internationales Recht
halten.
In den drei Jahren seiner Amtszeit hat Trump in der
internationalen Politik enormen Schaden angerichtet, vor allem im
Bereich der Rüstungskontrolle: Der Ausstieg aus dem Atomvertrag
mit dem Iran, die Kündigung des Verbots landgestützter
Mittelstreckenraketen, die Ankündigung, aus Vertrag über den
offenen Himmel und dem internationalen Waffenhandelsvertrag aussteigen
zu wollen, die bisherige Weigerung, Obama's Neuen Start-Vertrag zur
Begrenzung strategischer Atomwaffen zu verlängern, bevor der im
kommenden Jahr ausläuft und jetzt eine neue Landminenpolitik.
Donald Trump macht internationale Politik so wie Geschäfte. Der
Stärkere soll sich durchsetzen, befreit von allen hinderlichen
Regeln. Martial Arts statt Völkerrecht. Das Verbot von Landminen,
heute von 164 Staaten mitgetragen, sollte eine humanitäre
Katastrophe beenden. Trumps Entscheidung ist eine Art humanitärer
Katastrophe.
Künftig dürfen elf Oberbefehlshaber der regionalen
und funktionalen Oberkommandos der US-Streitkräfte
eigenständig den Einsatz von technisch modernen Landminen
anordnen, wenn sie sich davon einen operativen Vorteil versprechen.
Selbst die Befehlshaber des Cyber- und des Weltraum-Kommandos. Eine
Zustimmung des US-Verteidigungsministers benötigen sie nicht; sie
müssen ihn nur bei passender Gelegenheit informieren. Auch das
europäische Oberkommando der US-Streitkräfte ist dazu befugt.
Dessen Befehlshaber ist traditionell in Personalunion auch
Oberbefehlshaber der NATO. Würde er in einem Konflikt den Einsatz
von Landminen durch US-Truppen anordnen, so wäre der Streit in der
NATO programmiert. Alle anderen NATO-Staaten haben das Abkommen
über ein Verbot von Anti-Personenminen unterzeichnet und
ratifiziert.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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