Y-Magazin
Oktober 2007


Pakistan vor turbulenten Zeiten

von Otfried Nassauer

Pervez Musharraf, dem General und Präsidenten Pakistans, stehen unruhige Zeiten bevor. Das Parlament wir neu gewählt und Musharraf möchte erneut Präsident werden. Doch auch Pakistans alte Elite drängt wieder zur Macht. Die im Exil lebenden Führer, Nawaz Sharif und Benazir Bhutto, wollen zurück und kandidieren. Musharraf soll den Befehl über die Armee abgeben, will er Präsident bleiben. Doch der Oberbefehl über die Armee ist für ihn eine wichtige Garantie, um sich konservativ-islamistischer Gegner in Gesellschaft, Militär und Geheimdienst erwehren zu können. Diese haben zwar keine Chance, selbst mehrheitsfähig zu werden. Doch sie sind stark genug, um Anschläge auszuführen und Musharraf wirksam seine enge Bindung an die USA vorzuwerfen.

Für die USA ist Musharraf ein enger aber auch teurer Verbündeter im "Krieg gegen den Terror". Die finanzielle und militärische Unterstützung für Pakistan wurde massiv ausgebaut. Doch die Ergebnisse sind durchwachsen. Pakistan kann die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan nicht wirksam kontrollieren. Die Taliban finden dort Rückzugsgebiete, in denen sie rekrutieren und ausbilden können. Beiderseits der Grenze leben zumeist Paschtunen. Washington will, dass Musharraf, dort militärisch offensiver vorgeht. Es möchte, dass Pakistan offiziell zulässt, was insgeheim bereits praktiziert wird: Grenzübergreifende militärische Operationen zu Lande und aus der Luft. Zivile Kollateralschäden inbegriffen. Für Musharraf ist beides desaströs. Er kann weder Krieg im eigenen Land führen noch zulassen, dass Washington seinen "Krieg gegen den Terror" auf Pakistan ausdehnt. Beides kann sein Land zerreissen.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS